Meningokokken-Erkrankungen sind in Deutschland insgesamt sehr selten, verlaufen jedoch meist sehr schwerwiegend. Meningokokken verschiedener Typen (Serogruppen) können schwere (invasive) Erkrankungen (IME) wie eine bakterielle Hirnhautentzündung (Meningitis) oder eine Blutvergiftung (Sepsis) verursachen und bis zum Tod führen.
Erwachsene haben im Vergleich zu anderen Altersgruppen ein weniger hohes Erkrankungsrisiko, das aber im Alter ab 70 Jahre wieder zunehmen kann.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt allen Personen mit erhöhtem Erkrankungsrisiko die Impfung gegen Meningokokken B (Einzelimpfstoff) sowie gegen Meningokokken der Serogruppe A, C, W und Y mit einem quadrivalenten Konjugatimpfstoff (gegen die vier Serogruppen gleichzeitig) als Indikationsimpfung.
Das betrifft beispielsweise Personen mit angeborenen oder erworbenen Immunschwäche, gefährdetes Laborpersonal, enge Kontaktpersonen zu Meningokokken-Erkrankten, Personen aus Entwicklungshilfe, Katastrophenschutz sowie medizinisches Personal vor Reisen und Langzeitaufenthalten in Hochrisikogebiete.
Ist im Jugendalter keine MenACWY-Impfung erfolgt, sollte eine Nachholimpfung bis zum Alter von 25 Jahren erfolgen.
Meningokokken-Erkrankungen werden durch Bakterien der Art Neisseria meningitidis verursacht. Aufgrund unterschiedlicher Oberflächenstrukturen der Bakterien werden 12 verschiedene Untergruppen unterschieden, sogenannte Serogruppen. Schwere (invasive) Erkrankungen werden meist durch die Serogruppen A, B, C, W, X und Y verursacht, wobei die verschiedenen Erreger weltweit unterschiedlich häufig vorkommen.
In Deutschland erkrankten in den vergangenen 10 Jahren (2015 bis 2024) bis zu 3 Menschen pro 100.000 Einwohner. Die meisten Erkrankungen werden durch Meningokokken der Serogruppe B (rund 62 Prozent) und seltener durch die Serogruppen Y (21,3 Prozent, C (11,5 Prozent) und W (7,8 Prozent) verursacht. Andere Serogruppen treten in Deutschland nur sehr selten auf.
Altersabhängig treten Meningokokken der Serogruppe B überwiegend bei Kindern und Jugendlichen (< 25 Jahre) auf, während Erkrankungen durch Serogruppe Y vor allem ältere Personen (≥ 70 Jahre) betreffen.
Meningokokken können den Nasen-Rachen-Raum besiedeln. Bei engem Kontakt können sie zum Beispiel über Speichel oder Nasensekret (Tröpfcheninfektion) übertragen werden. Da Meningokokken außerhalb des Körpers rasch absterben, kommt es bei Begegnungen ohne engen Kontakt in der Regel nicht zu einer Ansteckung. Jugendliche und junge Erwachsene gelten mit einer Besiedelung des Nasen-Rachen-Raums von bis zu 20% als Hauptüberträger von Meningokokken.
Meningokokken-Erkrankungen können in jedem Alter auftreten. Am häufigsten sind Kinder im ersten und zweiten Lebensjahr, aber auch Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren, junge Erwachsene und ältere Senioren betroffen.
Eine Ansteckung kann vor allem zu einer Entzündung der Hirnhäute (Meningokokken-Meningitis) oder zu einer bakteriellen Blutvergiftung (Meningokokken-Sepsis) führen. In manchen Fällen treten beide Erkrankungen gleichzeitig auf.
Von der Ansteckung bis zum Ausbruch einer Erkrankung dauert es in der Regel 3 bis 4 Tage, die Zeitspanne kann jedoch zwischen 2 und 10 Tagen liegen.
Zunächst treten kurzzeitig grippeähnliche Symptome auf. In der Folge setzen plötzlich Kopfschmerzen, Fieber, Schüttelfrost und Schwindel mit schwerstem Krankheitsgefühl ein. Bei einem großen Teil der Erkrankten treten zusätzlich Hautveränderungen auf. Bei einer Meningitis kommen unter anderem Erbrechen und Nackensteifigkeit hinzu. Eine Sepsis kann sich durch Blutdruckabfall bemerkbar machen und bis zum Organversagen fortschreiten.
Bei Anzeichen einer Meningokokken-Erkrankung sollte sofort eine Arztpraxis oder das nächstgelegene Krankenhaus aufgesucht werden.
Eine Meningokokken-Meningitis führt bei 10 bis 20 Prozent der Betroffenen zu Komplikationen wie Krampfanfällen oder Taubheit. Etwa einer von 100 der Erkrankten verstirbt.
Bei einer Sepsis kann es zu Gewebeschädigungen bis hin zum Absterben einzelner Gliedmaßen kommen, so dass eine Amputation nötig werden kann. Rund 13 Prozent der Erkrankten versterben, wenn sich die Infektion im Körper ausbreitet und eine Blutvergiftung entsteht. Bei einer schweren Form des septischen Schocks, dem sogenannten Waterhouse-Friderichsen-Syndrom, verstirbt rund ein Drittel der Betroffenen.
Meningokokken-Erkrankungen müssen schnellstmöglich im Krankenhaus behandelt werden, da sie fast immer schwer verlaufen und häufig Komplikationen nach sich ziehen. Meningokokken-Erkrankungen werden mit Antibiotika behandelt.
Die Meningokokken-Impfung ist für Erwachsene nur bei bestimmten Risikofaktoren empfohlen.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt allen Personen mit erhöhtem Erkrankungsrisiko die Impfung gegen Meningokokken B, wenn diese im Säuglings- oder Kleinkindalter noch nicht erfolgt ist. Das sind insbesondere Personen mit angeborener oder erworbener Immunschwäche (zum Beispiel bei fehlender Milz), gefährdetes Laborpersonal sowie Reisende in Länder mit epidemischen Vorkommen, besonders bei engem Kontakt zur einheimischen Bevölkerung (z. B. bei Entwicklungshilfe, Katastrophenschutz und medizinischem Personal).
Personen aller Altersgruppen, bei denen ein erhöhtes Risiko für eine Meningokokken-Erkrankung besteht, wird zudem die Impfung mit einem Meningokokken-Kombinationsimpfstoff gegen die Serogruppen A, C, W und Y empfohlen.
Es soll eine Impfdosis eines altersgerecht zugelassenen Impfstoffs (Nimenrix, MenQuadfi oder Menveo) gemäß Fachinformation verabreicht werden.
Die Verabreichung kann zeitgleich mit den weiteren von der STIKO empfohlenen Impfungen für diese Altersgruppe erfolgen.
Ist im Jugendalter keine MenACWY-Impfung erfolgt, sollte eine Nachholimpfung bis zum Alter von 25 Jahren erfolgen.
Für die Serogruppe B sind in Deutschland jeweils monovalente Impfstoffe (Einzelimpfstoffe) zugelassen sowie quadrivalente Impfstoffe (Vierfachimpfstoffe) gegen die 4 Serogruppen A, C, W, und Y (MenACWY) gleichzeitig.
Die Impfung ist in der Regel gut verträglich. Wie bei jeder Impfung können jedoch Nebenwirkungen auftreten, die je nach verwendetem Impfstoff etwas verschieden und unterschiedlich häufig sind.
Durch die Anregung der körpereigenen Abwehr können für kurze Zeit vorübergehende Impfreaktionen auftreten, die in der Regel mild sind und nach wenigen Tagen ohne Folgen wieder abklingen. Dazu zählen Schmerzen an der Einstichstelle oder Kopfschmerzen sowie allgemeines Unwohlsein.
Schwere Nebenwirkungen sind sehr selten. Allergische Reaktionen sind möglich.
Bei Fragen rund um die Impfung wenden Sie sich am besten an Ihre Arztpraxis. Die Ärztin oder der Arzt wird Sie vor der Impfung über Nutzen und mögliche Risiken aufklären.
Die Infografik „Impfkalender 2025 – Welche Impfungen sind empfohlen“ veranschaulicht die aktuellen Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO), Stand August 2024.